16.Juli - 20:30 Erlend Krauser / Thomas Leeb
ERLEND KRAUSER zog es nach Kärnten
Seit einem Jahr lebt Erlend Krauser mit seiner Frau in Ebenthal. Der Kärnten Fan war 23 Jahre lang Solist von James Last und möchte mit 65 musikalisch noch einmal durchstarten. Der gebürtige Rumäne spielte bereits mit fünf Jahren Geige, seine Liebe gehört aber der E-Gitarre, für die er die Tapping-Technik weiter entwickelte.
Er stamme aus Timisoara, sagte Krauser, einst genannt Deutsch-Temeschburg, aus dem Stadtteil Freidorf: „Das hat auch meine Seele bis heute begleitet, das Freidorf. Als freier Geist, als Suchender und immer wieder Findender bin ich unterwegs.“ Mit fünf Jahren spielte er Geige, seit er aber mit zwölf Jahren Jimi Hendrix hörte, gehört seine Liebe der E-Gitarre. Da habe er gewusst, dieser freie Geist habe ihn ergriffen, da wollte er rocken, Blues spielen und Krach machen.
Traumatische Flucht aus Rumänien
Im Alter von 15 Jahren landet er bei der rumänischen Kultband „Phoenix“: „Das ist dort immer noch DIE Band, wie die Stones oder die Beatles, die gibt es seit den 60ern. Irgendwann durfte ich als Geiger einsteigen, mich hat die Geige aber nicht interessiert. Ich war in so einem Klassik-Gymnasium, daher musste ich aber.“
Erlend KrauserErlend Krauser
Bei „Phoenix“ sammelte der Künstler erste Erfahrungen, doch im Jahr 1977 erfolgte die Flucht aus Rumänien. Er sei auf der Flucht fast erstickt, denn er wurde in eine Marshall-Box hineingeschraubt. Mit 19 Jahren war er dann 1977 im Westen, in Deutschland. Obwohl „Phoenix“ in Rumänien eine gefeierte Band war, stellte sich der Erfolg in Deutschland nicht ein. Erlend Krauser wohnte mit seinen Bandkollegen in der Nähe von Osnabrück, im Dorf Bramsche, in einem Bungalow: „Da konnten wir die Miete nicht zahlen und flogen raus, das war eine desolate Zeit, wo wir teilweise auch gehungert haben. Eine schlimme Zeit.“
Erstes Album entstand
„Phoenix“ löste sich auf und der Gitarrist spielte bei den Bands „Madhouse“ und „Lake“. Danach wollte er Film- und Werbemusik machen, es entstand das erste Album „Ambrosia“: „Das ist von David Parker produziert worden, der dann später in den USA Riesenerfolg mit Taco hatte, ‚Puttin on the Ritz‘. Da war ich plötzlich Gitarrist in der Hamburger Szene, habe für Milva und Taco gespielt. Parallel habe ich Filmmusik für Werbe- und Industriefilm gemacht.“ Außerdem machte er Musik für TV-Filme, feinfühlige menschliche Geschichten. „Ich sehe es so, dass ich mit musikalischen Möglichkeiten Bilder male.“
Erlend KrauserErlend Krauser beim üben der von ihm weiter entwickelten Tapping Technik
Denkwürdige Begegnung mit James Last
23 Jahre lang spielte Krauser im James Last Orchester. Der Gitarrist brachte bereits neun Solo-Alben heraus, aber gerne erinnert er sich auch an die Zeit, als er James Last 1992 zum ersten Mal traf. „Wir hatten eine strange Begegnung. Ich wusste zwar, wer James Last war, aber nicht aktuell. Ich hatte 1992 ein Album veröffentlicht, ‚Flight of the phoenix‘.“ Ein Stück daraus war in den USA sehr erfolgreich. Er sei damals auf Wolke 7 gewiesen.
„James Last hat mich gefragt, willst Du für uns spielen und ich habe gefragt, wer ist denn uns außer Dir? Da guckte er komisch, aber ich sagte, ich spiele nur für Leute, von denen ich die Musik cool finde, spiel doch mal was vor. Das hat zu ihm wohl noch nie einer gesagt.“ Das habe ihm Last noch 20 Jahre lang vorgehalten, er habe das frech gefunden, so Krauser. „Ich wollte aber nicht frech sein, ich war so.“
„Wilder Haufen Musiker“
Krauser wurde Solist bei James Last, die erste Tour war jedoch ernüchternd: „Das waren 40 Leute auf der Bühne und je nach Alkoholpegel waren die Tempi. Jeder Gin Tonic hat den Song zehn Beats schneller gemacht. Es war ein wilder Haufen Musiker, die aufeinander losgelassen wurden.“ Krauser wollte aufhören, James Last konnte ihn jedoch überreden, zu bleiben. 2008 entwickelte Krauser dann sogar einen eigenen Spielstil auf der E-Gitarre, die Tapping-Technik.
„Die ist ideal, um menschliche Stimmen als Ausdruck hinzubekommen. Meine Gitarren klingen wie gesungen.“ Ausschlaggebend war dafür das Stück „Hurt“ von Christina Aguilera, das er bei James Last im Solo spielen sollte. Um ihre Stimme zu imitieren habe er 30 Jahre E-Gitarren-Erfahrung benötigt, um das Tapping weiter zu entwickeln.
Als James Last 2015 starb, musste sich Krauser neu orientieren. Eine Unternehmerin aus Graz motivierte ihn, ein Album mit seinen besten Gitarrensoli zu machen und das 8. Album „Last Discoveries“ entstand: "Dann habe ich mich drangesetzt und gesagt, ich mache ganz alleine eine CD, ohne Sponsoren. Das ist mein bestes und Lieblingsalbum „No Limits", 2021 veröffentlicht. Die Veröffentlichung mach ich auch selbst, ich habe dafür ein Label gegründet.“
Erlend KrauserKrauser beim Solo auf der Bühne
Stundenlanges Üben der Tapping-Technik
Jeden Morgen übt der Gitarrist, die anspruchsvolle Tapping-Technik: „Sie fordert mir jeden Tag stundenlanges Üben ab, sonst kann ich sie nicht halten. Es ist höchstes Spielniveau auf einer E-Gitarre.“ Er sei sehr dankbar, dass er diese Technik entwickelt habe und wünsche sich für die Zukunft, dass die Menschen für die Musik ihre Herzen und Seelen öffnen.Thomas Leeb wuchs als jüngster Sohn von vier Kindern einer Hotelier-Familie in Turracher Höhe, Kärnten, auf. Das Gitarrespiel brachte er sich selber bei, als er 13 Jahre alt war, zunächst auf der elektrischen Gitarre, dann auf der akustischen.
Seine Ausbildung als Hotelfachschüler gab er mit 15 auf, um Musiker zu werden, und gab seine ersten Konzerte – die Matura musste er auf Beharren seiner Eltern dennoch ablegen. Mit 17 produzierte er in Eigenregie seine heute vergriffene CD Reveller und war nach der Matura vier Monate als Straßenmusiker in Irland unterwegs. 1997 nahm er die ebenfalls nicht mehr erhältliche CD Hope auf und 1998 wurde er Dritter beim Osnabrücker Open-Strings-Festival.1999 veröffentlichte er seine dritte CD riddle zunächst über das Internetportal mp3.com, und begann, mit Schwerpunkt in Weltmusik und traditioneller Musik aus Ghana in Kalifornien am California Institute of the Arts Musik zu studieren. Seine Lehrer waren die Perkussionisten Kobla und Alfred Ladzekpo sowie Miroslav Tadić an der Gitarre. 2003 schloss er das Studium ab. 2004 veröffentlichte er seine vierte CD Spark und begann den Vertrieb der CDs über seine Webseite. 2006 folgte die CD Upside Down, 2007 Desert Pirate und 2011 No Alibis. Sein Album Juvenalia von 2014 ist eine Zusammenstellung von Stücken, die Leeb bereits als Jugendlicher aufgenommen hatte.Leeb tourt unermüdlich, vor allem in den USA, in Europa (Österreich, England, Deutschland, Irland und Kroatien) sowie in Fernost (Taiwan, Korea und Japan). Er unterrichtet zeitweise freiberuflich und in loser Folge an zwei Musikschulen in Los Angeles. Im Sommer veranstaltet er regelmäßig einen Workshop auf der Turracher Höhe, der vor allem von britischen Gitarristen besucht wird, unter denen er sich eine treue Fangemeinde geschaffen hat. Seine Spielweise ist vor allem für junge Gitarristen ein Vorbild, so etwa für den britischen Gitarristen Newton Faulkner.
Thomas Leeb lebt mit seiner Familie in Kalifornien.